Kugelschreiber
Der Kugelschreiber - das Schreibgerät für alle Fälle
Manche glauben ja, der Kugelschreiber sei von der Nasa für das Raumfahrtprogramm erfunden worden, weil gewöhnliche Füllfederhalter in der Schwerelosigkeit nicht funktionieren. Das stimmt aber so nicht: Zwar hat man für die Astronauten den "Space Pen" entwickelt, dessen Mine mit Stickstoff unter Druck gesetzt wird, damit die Schreibkugel immer mit Tinte benetzt wird. Aber das ursprüngliche Patent für den Kugelschreiber wurde schon 1943 von László József Bíró in Argentinien angemeldet.
Der Kugelschreiber hat seitdem einen Siegeszug rund um die Welt gehalten und ist aus keinem Büro, keiner Aktentasche und keiner Federmappe mehr wegzudenken. Aber was macht den Kugelschreiber anderen Schreibgeräten, zum Beispiel einem Füllfederhalter, so überlegen?
Flüssige Tinte hat ein präzises, kontrastreiches Schriftbild und ein butterweiches Gefühl beim Schreiben. Allein das schon macht sie einem Bleistift überlegen. Die Handhabung ist aber nicht sonderlich komfortabel: Früher musste man die Schreibfeder nach wenigen Worten in's Tintenfass tauchen; eine Prozedur, die später durch Füller mit Kolbenmechanik überflüssig wurde. Richtig bequem lies sich ein Füller erst mit der Erfindung der Tintenpatrone nutzen, die heute in allen Schulfederhaltern Standard ist. Doch alle Generationen an Federhaltern teilen ein Problem: Die Tinte ist und bleibt flüssig - und damit können diese Schreibgeräte Tintenkleckse auf dem Papier verursachen oder im schlimmsten Fall auslaufen, was eine riesige Schweinerei ergibt.
Genau diese Probleme sollte der Kugelschreiber lösen: Ein Tinten-basierter Stift, der weder kleckert noch ausläuft! Statt mit flüssiger Tinte ist die (leicht austauschbare) Mine eines Kugelschreibers mit einem Tintengel gefüllt, das dafür schlicht zu zäh ist. Natürlich lässt sich mit diesem Gel keine klassische Schreibfeder verwenden; statt dessen sitzt in der Schreibspitze eine Metallkugel, die beim Schreiben mit der Vorderseite über das Papier rollt, während sie auf der Rückseite Gel aufnimmt. Die Kugel transportiert also einerseits die Tinte auf's Papier, dient gleichzeitig aber auch als Verschluss der Mine. Eine geniale Idee!
Zumindest in der Theorie, denn dass auch ein Kugelschreiber (wenn auch sehr selten) auslaufen kann, hat sicher auch schon jeder einmal erlebt. Tatsächlich liegt das aber selten am Stift selbst. Natürlich gibt es minderwertige Billigmodelle, bei denen die Tinte zu flüssig ist, oder die Schreibspitze zu hohe Toleranzen aufweist. Dann findet die Tinte sehr einfach einen Weg nach draußen!
Meist passiert das aber nur, wenn entweder die Spitze beschädigt ist, zum Beispiel nach einem Sturz - oder wenn die Tinte zu warm wird: Mit steigender Temperatur verflüssigt sich das Gel zunehmend, und dann reicht die Dichtwirkung der Kugel einfach nicht mehr aus. Das passiert häufig im Sommer, besonders in der Brusttasche eines Hemdes oder der Innentasche eines Jacketts. Kommt dann noch Sonne dazu, ist das Szenario für ein Drama perfekt. Allerdings gilt auch hier, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Versagen der Mine mit zunehmender Qualität drastisch sinkt: Hochwertige Kugelschreiberminen sind wesentlich temperaturstabiler als supergünstige Modelle. Die Kunst ist, die Viskosität des Schreibgels in der Mine so einzustellen, dass es flüssig genug ist, um keine Schreibaussetzer zu verursachen - aber zäh genug (auch eben bei etwas höheren Umgebungstemperaturen), um nicht auszulaufen. Das erfordert schon etwas mehr Entwicklungsarbeit und eine hohe Präzision bei der Fertigung! Wer Minen für Kugelschreiber im 5er-Pack für 1 Euro kauft, sollte sich also nicht wundern, wenn diese Anforderungen nicht erfüllt werden.